Heidefrauen

20.05.2018

 Heidefrauen

Rückblick 2010 und Vorschau 2011


Vorschau 2011

Liebe Heidefrauen, liebe Leserinnen und Leser,

zu unseren Kaffeenachmittagen und allen Veranstaltungen sind Sie immer herzlich eingeladen.

Wir treffen uns am
1. Mittwoch im Monat um 15 Uhr
in der Pizzeria San Felice.
Enzo Gallicchio
Am Wald 3
76149 Karlsruhe
Tel.:07 21 - 7 38 03

Das neue Jahr bringt uns dann am 5. Januar wieder zusammen. Mit gutem Mut und Zuversicht wollen wir dem unbekannten Jahr entgegensehen. Dabei wird uns Herr Anton Poslowski mit Unterhaltungsmusik sicher fröhlich einstimmen.

Am 2. Februar zeigt uns Herr Peter Worch in einem neuen Film wie „Landwirtschaft am Rande der Großstadt" existiert und funktioniert.„Die geheimen Tränen der Liselotte von der Pfalz". Im März schildert uns Frau Adelheid Pfefferle wie die Pfälzerin am Versailler Hof leidet und dies in unzähligen Briefen mitteilt. Bilder der letztjährigen Adventsfeier

Am Zeitrad drehen wir am 1. Juni und blicken 250 Jahre zurück. Uns besucht der Markgraf Karl Wilhelm, erzählt vom Karlsruher Hofleben und sicher auch von seiner Leidenschaft für die Tulpen und anderen Blumen, vielleicht auch für seine Hofsängerinnen (die Hofsängerin Helene hat schon bei uns darüber geplaudert).

Wer war Aloys Henhöfer? – Diesen Pfarrer aus dem 19. Jh. stellt uns am 4. Mai Herr Klaus Baschang, OKR i.R., vor.A. Henhöfer war evang. Pfarrer in Graben. Er sprach Gemüt und Herzen der Menschen weit über Graben hinaus an, verbunden mit praktischer Nächstenliebe, was zu Einrichtungen der Inneren Mission, wie z.B. der Hardtstiftung, führte.

Wenn einige Termine noch nicht mit einem Thema besetzt sind, macht mich dies nicht unruhig. „Was nicht ist, kann noch werden" und einen programmlosen Nachmittag nutzen wir zum Unterhalten und Anteilnehmen an den Ereignissen des Umfeldes und der Zeit. Manchmal auch zu einem äußerst heiteren Ratefix. Frau Lämmlin ist eine vom Amtsgericht eingesetzte Betreuerin und ist auch in unserer Region tätig, wenn Menschen durch besondere Umstände Unterstützung brauchen. Ihren Vortrag am 6. April stellt sie unter das Thema: „Erfahrungsbericht einer rechtlichen Betreuerin".

Ihre Dorothea Dinter 


Rückblick

Den Heidefrauen zur Erinnerung und Freude, aber allen interessierten Lesern soll dieser Rückblick Kenntnis geben, wie unsere Kaffeenachmittage gestaltet werden. Ein wichtiger und wesentlicher Kern ist jedoch immer das Zusammensein, das Kennenlernen, das Anteilnehmen, das Aufeinander achten.

Manchmal ergibt es sich, dass von einer Arbeit für die Schule auch die Heidefrauen profitieren.
So geschehen am 7. Juli, als Alienor Ringwald ihr Referat über Johann Sebastian Bach uns vorgetragen und uns sein Leben, mit kurzen Einspielungen seiner Kompositionen, geschildert hat. J. S. Bach ist am 21.3.1685 in Eisenach geboren, mit vielen Geschwistern in einer musikalischen und musizierenden Familie aufgewachsen. Er verlor schon mit 9 Jahren seine Mutter und bald danach auch seinen Vater. Der älteste Bruder, der schon als Organist eine Anstellung hatte, nahm sich der jüngeren Brüder an. Er gibt Johann Sebastian, dessen schöne Stimme und Musikalität auf-fällig war, Musikunterricht, weist ihn in den Aufbau und die Funktionsweise der Orgel ein, die später sein Lieblingsinstrument wird. Auch im Gymnasium bringt Johann Sebastian gute Leistungen.
Mit 15 Jahren wird er an das Michaeliskloster nach Lüneburg empfohlen. Er bekommt ein Stipendium, singt im Schulchor und kann in der Musikbibliothek die großen Meister studieren.
Ab 1703 erhielt er erste Anstellungen als Hofkompositeur, Organist, Konzertmeister und Musiklehrer. 1707 heiratet er erstmals, 1721 in zweiter glücklicher Ehe Anna Magdalena und hatte insgesamt 18 Kinder, von denen sicher schon einige im Kindesalter gestorben sind.
J. S. Bach wird 1723 Thomaskantor und Musikdirektor in Leipzig. Diese Stellung behält er bis an sein Lebensende. In dieser Zeit komponiert er die Johannes- und Matthäuspassion, das Weihnachts- und Osteroratorium, zahlreiche Messen, Choräle, Kantaten und Konzerte.
In seinen letzten Lebensjahren wird sein Augenlicht immer schwächer und führt 1749 zur fast völligen Erblindung. Er stirbt am 28.7.1750 infolge eines Schlaganfalls. Nach Bachs Tod gerät sein Werk fast in Vergessenheit und erst nach vielen Jahrzehnten erlangt seine wunderbare Musik die gebührende Anerkennung.

Unser kleiner Ausflug am 29.7. führte uns zunächst durchs Murgtal nach Schloß Eberstein, auf einem Felsvorsprung hoch über Gernsbach gelegen, mit herrlichem Blick ins Murgtal (jedenfalls wenn heftige Regenschauer das Blicken erlauben!). Die Burg wurde im 13. Jh. von den Grafen Eberstein erbaut und ging nach deren Aussterben an die Markgrafen von Baden, die sie aber erst 1803/04 zum Schloß und Weingut um- und ausbauten. Im Jahr 2000 erwarb Gerd Overlack das Schloß, ließ es sanieren und richtete die Gastronomie und das Hotel ein. Wir genossen den Kaffee und eilten dann in das Münster Schwarzach. Ein fränkischer Graf gründete um 828 das Benediktinerkloster. Straßburg lag in der Nähe und war zu jener Zeit Zentrum des Landes. Das Kloster lag günstig an einem Rheinübergang und an einer alten Römerstraße. Klöster dienten damals als Stützpunkte der Herrschenden und zur Erschließung des Landes. So erlebte Schwarzach in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Blütezeiten und Zeiten des Niedergangs, bis es durch die Säkularisation aufgehoben wurde. Die Abteikirche dient heute als Pfarrkirche und für schöne Konzerte. Sie wurde in den vergangenen Jahrhunderten wegen fehlender Geldmittel kaum verändert, so dass sie heute noch im schönsten romanischen Baustil da steht. Dazu hatten wir einen ganz kompetenten Kirchenführer.
Zum Abschluss des Ausflugs fanden wir uns zum leckeren Abendessen im Zollhaus ein, mit Ausblick auf den Rhein im Abendlicht – vor dem nächsten Regenguss.

Im August besuchten wir auf der Freilichtbühne Ötigheim die romantische Tragödie „Jungfrau von Orléans" von Friedrich Schiller. Die riesige, vielgestaltige Bühne, das viele Volk mit Kind und Kegel, den Chören, den Tanzgruppen, den Tieren und der Reiterei schaffen eine einmalige Atmosphäre und machen jedes Schauspiel zu einem besonderen Erlebnis. Aber auch das Schicksal der Jungfrau von Orléans und die Verse Schillers haben uns sehr beeindruckt.

Am 1. September zeigte uns Herr Johann Seibert zuerst einen kurzen Film zur Geschichte Neureuts und einen weiteren Film über den Festumzug zum 300jährigen Jubiläum der Waldensergemeinde Neureut-Süd vor 11 Jahren. Da viele von uns den Festumzug miterlebten, viele der Mitwirkenden erkannt wurden, gab es ein reges Kommentieren, Erinnern und Erklären, so dass der Filmnachmittag ein großes Vergnügen war.

„Ne freudig Stündli, isch’s nit e Fündli? …"
Für alle Freunde der Alemannischen Mundartgedichte, der tiefsinnigen, oft schelmischen Kalendergeschichten, für alle badischen, evang. Christen brachte das Jahr 2010 ein besonderes Jubiläum. Es wurde des 250. Geburtstages Johann Peter Hebels gedacht.
Am 6. Oktober kam Jutta Berendes zu den Heidefrauen, um uns das Leben und Werk des Theologen, Philosophen und Pädagogen vorzustellen.
1760 ist Johann Peter Hebel als Sohn eines Bediensteten und einer Magd in Basel geboren. Seine ersten Jahre verbrachte er im Sommer in Basel und im Winter in Hausen im Wiesental, hier war auch während seines ganzen Lebens seine seelische Heimat.
In seinem 2. Lebensjahr verstarben sein Vater und seine kleine Schwester. Nach der Volksschule besuchte er die Lateinschule in Schopfheim und das Gymnasium in Basel. Mit 13 Jahren verlor er seine heißgeliebte Mutter und wurde danach bei einem Geistlichen in Schopfheim untergebracht. Ab 1774 besuchte J. P. Hebel das Gymnasium illustre in Karlsruhe zur Vorbereitung auf das Theologiestudium. Nach dem Abschlussexamen war er als Hauslehrer, Lehrer in Lörrach und ab 1791 in Karlsruhe angestellt, hier auch mit der Verpflichtung zum Prediger und Hofdiakonus. Seine ersten alemannischen Gedichte entstehen. Gerne sitzt er bei einem Schoppen Wein mit dem einfachen Volk, Durchreisenden und kleinen Gaunern zusammen im Wirtshaus.
Er übernimmt die Redaktion des Badischen Landkalenders, bald ändert er den Titel in „Rheinländischer Hausfreund" und verhilft ihm mit seinen Kalendergeschichten voller Lebensklugheit und Menschenfreundlichkeit zu großem Erfolg. Inzwischen wird er auch Direktor des Gymnasiums illustre, bis ihn Großherzog Ludwig 1819 zum Prälaten der evangelischen Landeskirche beruft. Nun obliegt ihm die Anstellung der badischen Pfarrer und die Visitation der Kirchengemeinden. Gleich-zeitig wird er in die kirchliche Generalsynode berufen und wird Mitglied der 1. Kammer des Landtags. Wesentlichen Anteil hat J. P. Hebel an der Union der Lutheraner und Reformierten zur evang.-protestantischen Landeskirche Badens 1821. Neben allen Aufgaben beschäftigt er sich mit Botanik, schreibt Geschichten, die alle Schichten der Bevölkerung erreichen und zum Nachdenken und zur Selbsterkenntnis anregen. 1824 erscheinen die „Biblischen Geschichten". Aber sein sehnlichster Wunsch, Gemeindepfarrer zu werden, erfüllt sich nicht. 1826, mit 66 Jahren, stirbt J. P. Hebel auf einer Dienstreise in Schwetzingen.

Inzwischen haben wir den 3. November und wiederum trägt uns eine Schülerin, diesmal Aleida Ringwald, ihre Schularbeit, ein Referat über Hilde Domin, vor. H. Domin ist eine Schriftstellerin unserer Zeit. Ihre Erlebnisse von Flucht und Exil prägen besonders ihre Gedichte und begeistern Menschen jeden Alters.
Hilde Domin, geb. Löwenstein, ist 1909 als Tochter eines jüdischen Rechtsanwalts in Köln geboren. Ihre Eltern lassen ihr viel Freiheit und unterstützen ihren aufmerksamen Geist. Mit 20 Jahren beginnen ihre Studienjahre in Heidelberg, Köln, Bonn und Berlin. Als sich die Ideologie der Nazis ausbreitet, flieht sie mit ihrem Partner Erwin Walter Palm nach Italien. Beide setzen dort ihr Studium fort. Hilde promo-viert 1935 in Florenz, auf eine wissenschaftliche Laufbahn verzichtet sie, um Palm sein weiteres Studium zu ermöglichen. Sie heiratet Palm und sichert mit Deutschunterricht und Übersetzungen den Lebensunterhalt. Sein schwieriger Charakter belastet die Beziehung schwer.
1939 müssen sie auch aus Italien fliehen und können über England in die Dominikanische Republik emigrieren. Nach dem Krieg erhält Hilde eine Dozentur für Deutsch an der dortigen Universität. Beide lernen in ihren Gastländern schnell die Landessprache. Aber für Hilde bedeutet die deutsche Sprache immer auch Heimat.
1951 hat sie ihr erstes Gedicht geschrieben, sie bezeichnet es als „zweite Geburt". 1954 reist sie mit ihrem Mann erstmals in die Bundesrepublik. Sie wählt nun den Namen Hilde Domin als Erinnerung an ihre zwischen-zeitliche Heimat. Bevor sie 1961 ganz nach Deutschland übersiedeln, leben und arbeiten sie noch einige Jahre in Madrid. In Heidelberg erhält Palm einen Lehrstuhl für iberische Kunst. Hilde Domin widmet sich ganz ihrer Schriftstellerei und hat mit ihren Gedichten großen Erfolg. Sie bewahrt sich ihr Interesse für Politik und ruft zur Zivilcourage und den Kampf gegen Intoleranz auf. Sie wird mit vielen Preisen und dem großen Verdienstkreuz geehrt. Am 22.2.2006 stirbt Hilde Domin in Heidelberg nach einem Sturz.



 <<oben>>   <<Heide aktuell>>